Perspektiefe 40, September 2016

Die Leute kennen sich untereinander

BEISPIEL: Die Großgemeinde Weilrod mit ihren 13 Ortsteilen und rund 6.500 Einwohnern liegt im nördlichen Hochtaunus. Obwohl der „Speckgürtel“ Frankfurts greifbar nah liegt, ist hier die ländliche Struktur erhalten geblieben. Allerdings steht auch Weilrod, wie viele andere Kommunen im ländlichen Raum, infolge des demografischen und sozioökonomischen Wandels vor großen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft.

von Axel Bangert, Bürgermeister von Weilrod

Auch wenn das soziale Leben sich verändert hat, weil Jugendliche sich nicht mehr wie in früheren Jahren regelmäßig in Jugendzentren treffen, um ihre Erlebnisse auszutauschen, und heute hauptsächlich über die sozialen Netzwerke kommunizieren. Und später einen Arbeitsplatz in den nahegelegenen Städten annehmen. Der persönliche Kontakt hat im ländlichen Bereich immer noch einen hohen Stellenwert. Das unterscheidet das Leben auf dem Land stark von dem in der Stadt. In ländlichen Regionen kennen sich die Leute untereinander. Der Zusammenhalt ist stark ausgeprägt und die nachbarschaftliche Unterstützung funktioniert. Dieser sozialen Bindung ist es wahrscheinlich auch zu verdanken, dass sich unsere Leute hier in Weilrod wohlfühlen. Der noch bis vor einigen Jahren erkennbare Trend der „Landflucht“ ist bei uns heute Geschichte. Damit dies auch so bleibt, engagiert sich die Gemeinde in vielerlei Hinsicht für ihre Mitmenschen. Angefangen im Rathaus, wo pragmatisches Handeln so manche bürokratische Hürde überwindet, über engen Kontakt zu ortsansässigen Betrieben bis hin zu schulischen Aktivitäten. Hervorzuheben ist ein aktives Bürgerprojekt, in dem eine breite Bürgerschaft Weilrods ganzheitliche Strategien, Konzepte und kommunale Projekte definiert und umsetzt und so eine zukunftsorientierte Entwicklung der Gemeinde unterstützt. Demografischer Wandel, Gebäudeleerstand, Nahversorgung und öffentliche Infrastruktur, Wohn- und Lebensqualität in den Ortsteilen, Innenentwicklung, erneuerbare Energien, bürgerschaftliches Engagement und Dorfgemeinschaft sind nur einige der Handlungsfelder, die im Rahmen dieses Dorfentwicklungsprojektes bearbeitet werden. Und der Erfolg ist sichtbar: Die gemeinsamen Beratungen und Arbeiten haben nicht nur die Gemeinschaft gestärkt, sie haben auch zu einem schöneren Ambiente des Ortes beigetragen. Und durch die Initiative „W13.0“ (www.w13-0.de) wurde auch die Mobilität verbessert.
Machbar ist dies alles jedoch nur, wenn auch alle Vereine, Einrichtungen und Institutionen an einem Strang ziehen. Sicher scheint nicht immer nur die Sonne, aber insgesamt herrscht ein angenehmes zwischenmenschliches Klima in Weilrod. Die Angebote ergänzen sich mehr als sie konkurrieren. Und das ist auch viel wert. Neben Kommune und Vereinen hat auch die evangelische Kirchengemeinde großen Anteil am sozialen Dorfleben. Gottesdienste, Ferienspiele, Flüchtlingshilfe, Posaunenchor, Nähtreff, Senioren- und Jugendgruppen sind nur einige Beispiele, die unser Leben hier bereichern.
Es sind die vielen kleinen Dinge, die das Landleben so lebenswert machen. Das Bild der schönen Natur stimmt. Und es stimmt auch die Infrastruktur für jedes Alter. Eine Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr über Schulangebote bis hin zum Seniorenheim – Einkaufsmärkte, Apotheke, Ärzte und ein Vielzahl weiterer wichtiger Angebote für den täglichen Bedarf der Menschen gibt es in Weilrod. Kurzum, eine Gemeinde zum Wohlfühlen.