06.09.2024
Demokratie stärken

„Wir überlassen Euch unser Land und unsere Werte nicht“

Der sozialpolitische Arbeitskreis des Bistum Limburg lud gemeinsam mit Bischof Dr. Georg Bätzing am 3. September 2024 zum Forum Arbeit nach Dillenburg ein, um über den wachsenden Rechtsextremismus in der Gesellschaft zu diskutieren.

Anna-Lena Metz vom DGB Hessen-Thüringen beispielsweise erzählte aus ihrer Antirassismusarbeit in Eisenach. Die Gewerkschafterin zeigte auf, wie sich immer mehr gewaltbereite Menschen in Thüringen organisieren und rassistisches Handeln zur neuen Normalität erklärt wird. „Wir werden als Feindbild der Rechten markiert und erfahren konkrete Bedrohungen, mein Haus wurde mit einem Faschospruch besprüht und an meinem Fahrrad, auf dem ein fetter AFD-Nein-Aufkleber klebte, wurden die Reifen zerschnitten!“

Auf dem Forum Arbeit zeigte sich: wachsender Rassismus und Rechtsextremismus ist nicht nur ein Problem in Thüringen, sondern auch bei uns in Hessen.
So berichtete eine kopftuchtragende Muslima: „Ich bin immer wieder diesen abwertenden Blicken ausgesetzt! Jüngst fragte mich jemand im Zug: Hast Du Sprengstoff unter Deinem Gewand versteckt?“ oder ein in der Altenpflege beschäftigter Flüchtling aus Syrien beklagt die wachsende Verrohung im Miteinander: „Die Pflege hängt doch an uns Migrant:innen – wollt ihr uns raushaben?!“

Daniel Müller, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Herborn-Betzdorf, berichtete darüber, dass jetzt wieder verstärkt Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund als Sündenböcke benutzt werden und warnt: „Wir dürfen nicht warten, bis der Schneeball zu einer Lawine wird!“.

Als Wertegemeinschaft sind laut Matthias Blöser vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Ev. Kirche in Hessen und Nassau die Kirchen wichtige Akteure für den gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Zum Einsatz für Zusammenhalt gehört ein klare Nein gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit und ein klares Ja für Menschenwürde“.

Anna Lena Metz vom DGB-Mittelhessen fordert ein gemeinsames Agieren aller Demokrat:innen und sieht als „Kirchenferne“ hierbei die Kirche als eine wichtige Stütze.
Bischof Dr. Georg Bätzing zeigte sich tief beeindruckt von den persönlichen Zeugnissen der Menschen mit Migrationshintergrund und würdigte ihren Mut und ihr Engagement für das Zusammenleben. Er wiederholte das Nein der Bischöfe zum Völkischen Nationalismus, wie er in der AFD lebt und setzt auf Kooperation aller Demokrat:innen: „Früher lebten wir in Milieus, heute bewegen wir uns in Blasen – ob in Kirchengemeinden oder im Freundeskreis – wir brauchen in unserer Situation der Angst und Hetze Bündnisse des Vertrauens gegen den Rechtsruck in Deutschland und Europa! Wir überlassen Euch unser Land und unsere Werte nicht.“