31.05.2016
ePartizipation

„Dann sehn wir uns das nächste Mal im JUZ!“ Projekt zur E-Partizipation im Laubach-Kolleg

Laubach. Wie wäre es, wenn Laubach wieder einen Bahnhof und über die wiederbelebte Bahnstrecke wieder einen Anschluss an die große weite Welt hätte? Im Film einer Schülergruppe des Laubach-Kollegs sieht das ganz einfach aus. Der Bahnhof steht noch, die 1959 still gelegte Bahntrasse ist mit Gras überwachsen. Mit der Bahn nach Gießen zum Feiern, das können sich die Elftklässler gut vorstellen.

„Gesellschaftliche Verantwortung“ ist der Themenbereich, für den sich etwa 25 Schülerinnen und Schüler der Orientierungsstufe am evangelischen Oberstufengymnasium entschieden haben. In mehreren Projektphasen bewerten sie die Lebensqualität ihrer ländlichen Umwelt. Was müsste sich ändern, damit Jugendliche sich hier wohlfühlen? Wo soll das Geld dafür herkommen? Wen müssten wir für unsere Pläne gewinnen?

In die Mühlen der Kommunalpolitik begeben sich die meisten Jugendlichen am Beginn des 21. Jahrhunderts ungern, wenn sie das Gefühl haben, dass sich in ihrem Umfeld etwas ändern müsste. Dennoch sind sie nicht unpolitisch und haben ihre eigene Meinung zu den Dingen, die um sie herum passieren. Allerdings äußern sie die nicht analog, also bei Diskussionsveranstaltungen oder als Mitglieder politischer Parteien, sondern eher in der Welt der sozialen Netzwerke. Hier sammeln sie auch ihre Informationen und diskutieren mit Anderen. Auf dieser Erkenntnis fußt die Idee der „E-Partizipation“. Das „E“ steht dabei für elektronisch und Partizipation bedeutet Teilhabe. Es geht also darum, mit dem Einsatz der elektronischen Medien gesellschaftspolitische Forderungen zu formulieren und in die politische Diskussion einzubringen.

Ein Fachmann für E-Partizipation ist Michael Grunewald vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Er meint: „Kinder und Jugendliche müssen beteiligt werden.“ Jugendparlamente hält er für Auslaufmodelle und plädiert für jugendgemäße Beteiligungsformen wie die E-Partizipation. Er begleitet den Kurs gemeinsam mit Doris Wirkner, der Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung in den Dekanaten Grünberg, Hungen und Kirchberg. Als Lehrer sind Andreas Haensch und Elisabeth Philipps dabei.

Nach der für alle Schüler der Jahrgangsstufe verpflichtenden Einführungsphase in die vier Themenbereiche Gesellschaftliche Verantwortung, Kultur, Sprache und Ökologie haben sich 25 junge Männer und Frauen für den Schwerpunkt Gesellschaftliche Verantwortung entschieden. Während für die männlichen Teilnehmer (übrigens bei Weitem in der Überzahl) die Aussicht auf die technische Umsetzung mit Computer, Schneideprogramm und Youtube ausschlaggebend war, war es bei den weiblichen das Thema. „Das ist eine gute Vorbereitung auf unser Praktikum“, erklärt eine der Teilnehmerinnen, die nach den Projektwochen zwei Wochen im Altenheim mitarbeiten wird.
Ihre Gruppe hat einen Film über den Laubacher Ramsberg gedreht. Sie wünschen sich, dass aus dem Gelände wieder ein Treffpunkt für die Menschen in der Stadt wird. Den jetzigen Zustand dokumentieren sie mit Bildern von weggeworfenen Flaschen und anderem Müll, der dort in der Gegend herumliegt. Ihr Anliegen haben sie bereits bei einer Veranstaltung der Stadt Laubach vorstellen können.

Wie die vier übrigen Filme soll auch der Clip über den Ramsberg über Youtube verbreitet werden. Die Jugendlichen hoffen, dass sie auf diesem Weg Aufmerksamkeit und Unterstützung für ihre Projekte finden. Bei der Auswertung im Rahmen des Studiennachmittags ging es übrigens auch darum, das Verhalten der Youtube-Nutzer zu analysieren, Klickzahlen, Betrachtungsdauer und Kommentare auszuwerten. Auch die Wege, auf denen die Themen in den politischen Prozess vor Ort gelangen könnten, diskutierten die Schülerinnen und Schüler mit den Projektverantwortlichen.

Es wäre doch schön, wenn im Sommer am Niddastausee ein spannender Wasserpark viele Menschen anlockt oder eine Gruppe über ein neues Nahverkehrskonzept nachdenkt, mit dem Leute ohne eigenen fahrbaren Untersatz mobil sein können. Es müsste ja nicht gleich eine neue Bahnstrecke sein.

Möglicherweise könnte sich diese Gruppe im neuen Jugendzentrum treffen – auch darüber ist am Laubach-Kolleg ein Film entstanden, der übrigens sehr witzig ist. Mehr wird nicht verraten – Achtung Spoiler-Alarm! Auf Youtube sind in extra für das Projekt eingerichtetem Kanal (https://www.youtube.com/channel/UCVH93rFGl7l-1dXFFEw5lqA) alle fünf Filme zu sehen .

Den Bürgermeister scheint das Thema Jugendzentrum zu interessieren – er hat schon einen Termin mit den Jungfilmern gemacht.

Wer sich das Projekt im Netz ansehen will, wird hier fündig https://hiertestenwir.wordpress.com/ Angela Stender, Öffentlichkeitsarbeit der Dekanate Grünberg, Hungen, Kirchberg