03.11.2016
Grüner Hahn

Alles Schall und Rauch? Wie Fraport die Begründungszusammenhänge im Planfeststellungsbeschluss zum Bau der Landebahn Nord-West in den Wind schlägt

Mainz, 3. November 2016. Ryanair am Verkehrsflughafen Frankfurt/Main? „Mit dieser Entscheidung der Fraport müssen sich alle, die sich auf die Ergebnisse des Mediationsberichtes berufen und die Entscheidungsgründe des ‚Planfeststellungsbeschlusses Ausbau Flughafen Frankfurt Main‘ kennen, wie vor den Kopf geschlagen fühlen“, so der Referent für Umweltfragen im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN in Mainz, Pfarrer Dr. Hubert Meisinger.
 
In beiden Dokumenten werde betont, dass die Drehscheibenfunktion des Frankfurter Flughafens beispielsweise durch den Flughafen Hahn ergänzt werden soll und zwar insbesondere mit Blick auf das Segment der Low-Cost-Gesellschaften und Urlauberverkehre .
Nun aber, so Meisinger, „tritt Frankfurt in Konkurrenz zum Flughafen Hahn“ und versuche beispielsweise durch zu genehmigende Nachlässe bei den Flughafenentgelten, insgesamt noch mehr Billig-Flüge nach Frankfurt zu holen. Im Hintergrund steht, dass das Aufkommen an Flugbewegungen hinter die Prognosen, die den Ausbau des Frankfurter Flughafens mit begründet hatten, zurückgefallen ist. 
Diese Entscheidung „konterkariert alle Bemühungen um mehr Lärmschutz in der Region“, kritisiert Meisinger. Denn schon in einer Reaktion der Lufthansa überlege deren Chef, Carsten Spohr, die Lufthansa-Billiglinie Eurowings auch von Frankfurt aus starten zu lassen und in Zukunft möglicherweise mehr gebrauchte statt neue Flugzeuge kaufen und auf der Kurzstrecke einsetzen zu wollen. „Lärmschutz geht anders“, betont Meisinger und stellt dabei auch das Wachstumsmodell in Frage, das dieser Entscheidung zugrunde liege und ökologische und soziale Grenzen nicht berücksichtige. 
Er fordert darüber eine Diskussion insbesondere im Konvent des Forums Flughafen und Region, der am Freitag, den 4. November 2016 zu einer Sitzung zusammenkommt, damit die Interessen der lärmgeplagten Anwohnerinnen und Anwohner deutlich ausgesprochen werden können. Meisinger vertritt die hessischen Kirchen im Konvent des Forums Flughafen und Region.
Texte zum Hintergrund
Planfeststellungsbeschluss Ausbau Flughafen Frankfurt am Main, Abschnitt ‚C Entscheidungsgründe III. Materielles Recht‘ (S. 538f - wirtschaft.hessen.de/sites/default/.../plafe_teil_c_entscheidungsgruende_iv.pdf): „Die Planfeststellungsbehörde verkennt nicht, dass eine enge Kooperation zwischen den Flughäfen Frankfurt-Main und Hahn … wünschenswert ist und in Bezug auf bestimmte Verkehrssegmente – vor allem den Verkehr von so genannten Low-Cost-Gesellschaften sowie mit Einschränkungen auch bestimmte Segmente des touristischen Passagierverkehrs und Luftfrachtverkehrs – zu einer gewissen Entlastung des Flughafens Frankfurt Main und einer Konzentration auf die Kernfunktion des Passagier- und Frachtdrehkreuzverkehrs beitragen kann. … “
Bericht Mediation Flughafen Frankfurt/Main (S.25): „Flüge, die nicht in die Drehscheibe des Rhein-Main-Flughafens eingebunden sind, können aus Frankfurt weg und möglicherweise auf diese Flughäfen [i.e.: Wiesbaden-Erbenheim und Hahn] verlagert werden. Der Urlauberverkehr in die Mittelmeerregion (ca. 20.000 Flugbewegungen in 1998) sowie Teile des Frachtverkehrs (z. B. Postflüge mit 7.000 Bewegungen in 1998, Kurier und Expressdienste) sind nicht direkt von der Drehscheibenfunktion des Frankfurter Flughafens abhängig.“
Kontakt
Dr. Hubert Meisinger
Tel.: 06131 2874450
E-mail: h.meisinger(at)zgv.info