21.09.2018
Sonntagsschutz

So ist Sonntag. Ev. Kirche in Hessen und Nassau engagiert sich für den freien Sonntag.

Am Donnerstag den 20. September 2018 stellte die Ev. Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) die neue Impulspost „So ist Sonntag“ im Frankfurter Bethanien Krankenhaus vor. Alle evangelischen Haushalte in den Teilen Hessens und Rheinland-Pfalz, die zur EKHN gehören,  erhalten in den nächsten Tagen eine Broschüre, die den Wert des gemeinsamen Ruhetages Sonntag für eine moderne Gesellschaft herausstellt und über die Geschichte des Sabbats und des Sonntags informiert. Auch viele Kirchengemeinden und Einrichtungen werden das Thema in Herbst aufgreifen.
„Wir sind nicht realitätsfern und wissen, dass an Sonntagen wichtige Arbeit geleistet werden muss wie in der Pflege, bei der Feuerwehr oder der Polizei“ eröffnete der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Dr. Volker Jung die Kampagne und dankte allen, die sonntags gesellschaftlich wichtige Arbeit leisten.
In erster Linie ginge es aber darum, dass der Sonntag nicht werden solle, wie alle anderen Tage, sondern für möglichst viele Menschen frei bleibe. Die Erfahrung eines grundsätzlich arbeitsfreien Tages fuße, laut Jung, auf einer tiefen religiösen Erfahrung, die sich etwa in der biblischen Schöpfungsgeschichte wiederspiegle. Dort nähme sich Gott am siebten Tag eine „kreative Pause“.

Für die stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf ist der freie Sonntag kein Relikt der Vergangenheit. Globalisierung und Digitalisierung veränderten die Lebens- und Arbeitswelt immer stärker, so dass der Sonntag als gemeinsamer Ruhetag für das Zusammenleben immer notwendiger werde. „Der Sonntag fördert die für uns Menschen so wichtigen sozialen Beziehungen nicht nur, er macht sie überhaupt erst möglich“, so Scherf.

Christine Koch, Stationsleiterin im Markuskrankenhaus in Frankfurt engagiert sich für den freien Sonntag, obwohl ihre Arbeit dadurch nicht leichter wird. Bei der Erstellung der Dienstpläne für das Wochenende spüre sie die Veränderungen in der Lebens- und Arbeitswelt hautnah. Aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten im Rhein-Main-Gebiet seien Krankenschwestern und –pfleger oft auf einen Nebenjob angewiesen,  den sie häufig an den Wochenenden ausübten. Alleinerziehende könnten an den Wochenenden häufig wegen fehlender Kinderbetreuungseinrichtung oder weil sie wenigstens das Wochenende mit ihren Kindern verbringen wollten, nicht arbeiten. Dennoch möchte sie, dass der Sonntag ein besonderer Tag bleibt: „Wenn jeder am Sonntag arbeiten muss, ist es nichts mehr besonderes, an diesem Tag zu arbeiten. Aktuell gehören wir in der Pflege mit unserer Sonntagsarbeit  zu einer Minderheit. Dadurch haben wir noch einen besonderen Status und erhalten hoffentlich auch mehr Wertschätzung für unseren Einsatz an diesem besonderen Tag, an dem die meisten Menschen frei haben“.

Pfarrer Dr. Ralf Stroh vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN ist Mitglied der Bundesallianz und der Landesallianzen für den freien Sonntag in Hessen und Rheinland-Pfalz.  Das Engagement der Sonntagsallianzen werde leider oft als ein Einsatz gegen den Handel und gegen die Interessen der Städte wahrgenommen. Das sei aber gar nicht der Fall. Er führte Beispiele dafür an, dass selbst in den Branchenmagazinen des Handels die Herausforderungen, denen sich Handel und Städte in Zeiten von Online-Handel und Digitalisierung stellen müssten, als so grundlegend beschrieben werden, dass in den Vorschlägen, die dort gemacht werden, sonntägliche Ladenöffnungen nicht einmal am Rande erwähnt würden. Vielmehr werde dort für eine Neuausrichtung der Innenstädte geworben, die deren ausschließliche Konzentration auf Einkaufsmöglichkeiten überwinde und sie wieder zu einem Ort werden lasse, an dem auch das zum Zuge komme, was nicht digitalisiert werden könne. Genau das sei auch das Anliegen der Allianzen für den freien Sonntag. Allerdings sei dann auch nötig, nicht nur den Sonntag im Blick zu haben. Es müssten während der Woche Wettbewerbsbedingungen für den Handel herrschen, die bereits an den Werktagen das Überleben des Unternehmens sichern. Und auch die Arbeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müsse unter der Woche so gut entlohnt werden, dass niemand darauf angewiesen sei, am Sonntag zu arbeiten, um über die Runden zu kommen.

Hintergrund Impulspost 
Mit Impulspost-Aktionen spricht die hessen-nassauische Kirche ihre Mitglieder zwei Mal im Jahr mit besonderen Themen an. Seit 2012 will sie damit einen Glaubens-Anstoß geben. Sie greift dazu Themen auf, die für die Menschen und ihr Zusammenleben wichtig sind und bringt sie mit einer besonderen christlichen Perspektive zu ihren Mitgliedern.