22.10.2018
Kirche und Gesellschaft

"Wettbewerb". Theologische Skizze

Wettbewerb Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt man. Menschen messen sich miteinander. Sie streiten darüber, wer etwas besser kann, oder wessen Charme ihm die Sympathien der Menschen in höherem Maß zuteil werden lässt. Das gehört wohl zu unserer Natur. Die Bibel erzählt an vielen Orten von Konkurrenz unter Geschwistern – Kain und Abel, die Josephsgeschichte, Jakob und Esau oder Maria und Marta – und auch die Jünger Jesu überlegen, wem die Auszeichnung zuteil wird, im Himmelreich neben Jesus sitzen zu dürfen. 
„Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein“ (Mk 10, 42f.).
Was hier mit etwas altertümlichem Vokabular angesprochen wird, ist die Gegenüberstellung von zwei Arten des Wettbewerbs: der eine ist ein Wettstreit gegeneinander, der andere ein Wettstreit für etwas, nämlich wer einer Sache am besten dient – der Qualität der hergestellten Möbel in einer Möbelwerkstatt; dem bestmöglichen Standard in der Betreuung von Pflegebedürftigen in einem Pflegeheim; der Schönheit der Grünanlagen in einer Kommune; den Menschen, die um einen sind. Konkurrenz und Wettbewerb der Menschen gegeneinander macht die Welt zu einem traurigen Ort. Der Wettbewerb füreinander lässt die Welt erblühen und erfreut unser Herz.
Pfr. Dr. Ralf Stroh 
Theologischer Referent für Wirtschafts- und Sozialethik
Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN
Albert-Schweitzer-Str. 113-115
55128 Mainz
r.stroh(at)zgv.info