04.07.2017
Betriebsbesuche

Der größte Energiefresser ist die Wärmeindustrie

40% des Energieverbrauchs in Deutschland geht in die Wärmeindustrie. Einen Eindruck davon, wie das verhindert werden könnte, bekommen die  Besucher*innen aus verschiedenen Dekanaten und dem Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN in der zweistündigen Führung durch die Viessmann Werke. 

Mitten in der grünen Landschaft des Oberen Edertals liegt das Familienunternehmen Viessmann. Seit 1917 werden Heiztechnik-Produkte entwickelt und hergestellt. Vor mehr als 40 Jahren wurde am Hauptsitz in Allendorf (Eder) damit begonnen, energie- und rohstoffsparende Produktionsanlagen einzurichten. Rund um den Stammsitz sieht man heute die Gebäude der Biogasanlage, aus der u.a. der Energieverbrauch des Werks zu einem großen Teil gedeckt wird. Sie wurde 2010 gebaut.

Die energie- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung für 2050 für den Verbrauch fossiler Energien und dem CO2-Ausstoß werden am Standort in Allendorf seit 2012 erreicht. „Viessmann zeigt, dass es heute schon die technischen Möglichkeiten für dieses Ziel gibt“, sagt Frank Schmitt, der die Besuchergruppe führt. Er ist seit über 30 Jahren bei Viessmann beschäftigt und kennt sich bestens aus.
2006 sei der Verbrauch am Firmenstandort in Allendorf mit 100% fossiler Energie abgedeckt worden, 2016 bereits mit 80% regenerativer Energie. „Schon früh hat die dritte Generation Viessmann erkannt, dass Umweltschutz wichtig ist und deshalb wurde 1988 die Abteilung Umweltschutz gegründet“, erklärt Frank Schmitt und führt die Besuchergruppe zum MatriX-Strahlungsbrenner, für den die Firma 1994 den Europäischen Umweltpreis bekommen habe und der nach wie vor der schadstoffärmste Brenner der Welt sei. „Er wird vom Stückchen Blech bis zum fertigen Kessel in Allendorf hergestellt“, erzählt Frank Schmitt.  
Heute werde es immer wichtiger, den Zusammenhang von Wärme und  Kühlung zu nutzen. „In jedem Supermarkt kann man beobachten, dass sich über den Kühlregalen Kondenswasser bildet. Das kommt von der warmen Luft, die bei der Erzeugung von Kühlung verloren geht. Die kann man auch wieder in die Kühlung einspeisen“, erklärt Schmitt. Mit über 500‘000 Supermärkten in ganz Europa gebe es da ein ungeheures Energie-Spar-Potential.
  
Die Besucher bekommen einen kleinen Einblick in das neu eingerichtete Technikum. Frank Schmitt erklärt im Eiltempo die Bedeutung der Viessmann-Akademie und auf die Frage nach den Ausbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte, antwortet er: „Wir bilden 250 Lehrlinge allein in Allendorf aus. Hier haben wir noch keinen Mangel an Bewerbungen für Ausbildungsplätze – von 900 Bewerbungen werden 90 angenommen.“
„Die Firma befindet sich im Wandel“, sagt Frank Schmitt immer wieder. Und verweist auf die vierte Generation Viessmann, die die Firma in das Zeitalter der Konnektivität führt. 

Und fast nebenbei gibt er einen kleinen Einblick in die Tätigkeit eines Menschen, der regelmäßig Besuchergruppen führt und für die Gastfreundschaft eines global-players verantwortlich ist, eines Unternehmens, das weltweit über 11‘000 Beschäftigte hat und in 74 Ländern tätig ist. „Wenn wir eine Besuchergruppe zum Beispiel aus Dubai haben, dann sind Hindus und Muslime und Christen dabei. Da kümmern wir uns darum, dass das Essen in der Kantine, im Restaurant entsprechend der verschiedenen Speisevorschriften gekennzeichnet ist. Für unsere muslimischen Besucher muss ich die Frage: „Wo liegt Mekka“ beantworten können. Und wir stellen ihnen Gebetsteppiche zur Verfügung, die uns von der muslimischen Gemeinde in Battenfeld geschenkt wurden.“  

Pfarrerin Katharina Stähler, Profilstelle Gesellschaftliche Verantwortung, Evangelisches Dekanat Biedenkopf-Gladenbach