22.05.2018
Betriebsbesuche

Was passiert mit unserem Müll?

Das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN organisiert in Zusammenarbeit mit den regionalen Verantwortlichen seit einigen Jahren Betriebsbesuche, bei denen man einmal hinter die Kulissen einer Firma blicken und mit ihren Beschäftigten ins Gespräch kommen kann. In diesem Jahr ging es um das Thema „Wiederverwendung von Rohstoffen“.
Erstmals war auch die Fachstelle Gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat an der Dill daran beteiligt. Am Donnerstag (17. Mai 2018) hat eine kleine Besuchergruppe das Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) in Aßlar besucht und mehr darüber erfahren, wie die Abfallwirtschaft in unserer Region sich in den letzten rund 50 Jahren entwickelt hat und wie sie heute organisiert ist.
Betreiberin des AWZ in Aßlar ist seit 1997 die Abfallwirtschaft Lahn-Dill (AWLD) als Eigenbetrieb des Lahn-Dill-Kreises. Als zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb kümmert sie sich mit rund 60 Mitarbeitern am Verwaltungsstandort Wetzlar und im AWZ Aßlar um die Organisation der Abfallwirtschaft im Lahn-Dill-Kreis (Ausnahme: Stadt Wetzlar).
Das AWZ in Aßlar wurde 1973 auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs („Am grauen Stein“) in Betrieb genommen. Es hat ein Gesamtvolumen von ca. 9 Millionen m³. Davon sind heute noch ca. 2 Millionen m³ übrig, wie wir erfuhren. Man könnte also anfangen zu rechnen, wie lange dort noch Abfall gelagert werden kann, doch bleiben heute viel  weniger Restabfälle übrig als in den ersten Jahrzehnten, so dass die Deponie in Aßlar voraussichtlich noch viele Jahre genutzt werden kann.
Unser Umgang mit Abfall hat sich verändert. Heute gilt der Grundsatz: Abfallvermeidung vor Abfallverwertung vor Abfallentsorgung. Abfall wird als Rohstoff-Ressource gesehen, die möglichst wieder verwertet werden sollte — in Form von Recyling oder zumindest energetisch, als Ersatz für fossile Brennstoffe.
Für Papier und Küchenabfälle gibt es seit den 90er Jahren eigene Tonnen, Verpackungsabfälle kommen in den „Gelben Sack“, Sperrmüll und Schadstoffe werden getrennt gesammelt. Alles übrige gilt als Restabfall, doch auch der kann noch zu einem großen Teil verbrannt werden.
In Aßlar wurde schon seit 1997 der Restabfall nicht mehr deponiert, sondern in der damals ersten Trockenstabilatanlage sortiert und als Brennstoff an verschiedene Abnehmer geliefert.
Seit einigen Jahren wird der Restabfall aus dem Lahn-Dill-Kreis nach Witzenhausen transportiert. Eine Verbrennungsanlage versorgt dort eine unmittelbar angrenzende Papierfabrik mit Energie (Strom, Dampf und Wärme).
Im AWZ in Aßlar nutzt ein Blockheizkraftwerk das auf der Deponie entstehende Methangas zur Strom- und Wärmeerzeugung, außerdem reinigt eine Sickerwasserbehandlungsanlage das Sickerwasser.
Das Gelände in Aßlar dient heute vor allem als Zwischenlager und Umschlagplatz. Außerdem gibt es dort einen Wertstoffhof, wo man größere Wertstoffmengen und Elektrogroßgeräte abgeben kann.
Weil heute immer häufiger auch Photovoltaik-Anlagen erneuert werden, startete 2017 im AWZ in Aßlar in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Mittelhessen und Betrieben der Solarindustrie ein Projekt „Funktionserhaltendes Recycling von Photovoltaik-Modulen“.
Die AWLD finanziert sich aus den Abfallgebühren. Diese werden im Lahn-Dill-Kreis seit 2014 nicht mehr nach der Zahl der Hausbewohner, sondern nach Behältergrößen und Leerungshäufigkeit berechnet. Alle Tonnen wurden dazu mit Transpondern ausgerüstet, die jede Tonne identifizieren.
Das neue Gebührensystem hat zu einem geänderten Verhalten der Bürger geführt. Die Restabfallmenge je Einwohner ist seither auf rund 200 kg pro Jahr gesunken. Die gesamte Jahresmenge an Restmüll des Lahn-Dill-Kreises entspricht heute übrigens ungefähr der Tagesmenge von New York, wie wir erfuhren!
Weitere Informationen über die AWLD, Fotos und Videoclips, unter anderem mit einem Rundflug über das AWZ in Aßlar findet man auf der Website der AWLD. Uwe Seibert, Ev. Dekanat an der Dill