20.04.2020
Arbeit & Soziales

Home Office in Zeiten von Corona – ein persönliches Zwischenfazit

von: Heike Miehe, Referat Arbeit und Soziales
Vor vier Wochen packte ich meine Arbeitstasche im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung (ZGV) mit Laptop und vielen Fachaufsätzen und Fachbüchern sowie den Unterlagen zu aktuellen Projekten, die ich für ein Home Office benötige.
Voll gepackt nicht nur mit Materialien sondern auch mit der Vorstellung, endlich die vielen Artikel lesen zu können , die schon lange darauf warteten vom „Stapel zu lesen“ auf den „Stapel gelesen“ oder „Papierkorb“ zu wandern, ging ich ins Home Office.  So mein Plan!

Die Frage, wie können und wollen wir im Kontext der digitalen Transformation in Zukunft leben und arbeiten ist eine zentrale Fragestellung, die mich schon länger beschäftigt. Als Referentin für Arbeit und Soziales im ZGV und als Mitglied unserer Mitarbeitervertretung (MAV) interessiert mich fachlich sehr, wie wir digitale Techniken nutzen können, z.B. für Home Office, um Erwerbsarbeit und Familien-/Privatleben besser in Einklang zu bringen. Nicht zuletzt auch unter dem Aspekt von CO2-Einsparungen werden zukünftig Home Office und der Einsatz von Videokonferenzen eine wichtige Rolle spielen.

Jetzt holt mich das Thema, vermutlich wie viele andere auch, viel früher und massiver ein als erwartet. Home Office - das ist plötzlich für Firmen und deren Beschäftigte unfreiwillige Realität geworden und wirft neue Fragen auf, für mich persönlich, wie auch für meine Kolleg*innen. Für Leitung sowie Mitarbeitende ist das eine neue und ungewohnte Herausforderung.

Viele Betriebe so auch unser Zentrum hat die Krise unvorbereitet getroffen, da zum Teil die technischen Voraussetzungen nicht für alle Mitarbeiter*innen gegeben waren. Die dann eintretenden Ankäufe des Equipments sorgten dafür, dass es auch kurzfristig schwierig war, an die notwendige Technik zu kommen. Das hatte zur Folge, dass leider auch bei uns vor allem Kolleginnen aus der Verwaltung erst später die Möglichkeit von Home Office nutzen konnten.

Home Office - aber wie?

In diesen Zeiten zu Hause zu arbeiten, ist nicht anders als im Büro … nur anstrengender.
Dabei sind meine Bedingungen mit einem eigenen Arbeitsplatz statt am Küchentisch ideal. Ich kann die Arbeit liegen lassen, wie im Büro. Und die Zeit, in der ich morgens im Auto sitze, kann ich direkt nutzen, um schon auf die ersten Mails zu antworten.

Auch wenn keine Präsenzveranstaltungen stattfinden, gibt es einen gestiegenen Abstimmungsbedarf mit Video-  oder Telefonkonferenzen, gefühlt hunderten Mails, um das weitere Vorgehen abzustimmen oder neu zu planen; nicht zu vergessen die Tücken der Technik, die einem immer mal wieder einen Strich durch die Rechnung machen und alles dann doch nicht so reibungslos durchführen lassen, wie geplant.
Sicherlich ein Arbeiten im Ausnahmemodus. Und ich bin mir dabei bewusst, wie gut es mir geht: Ich habe keine finanziellen Existenzängste, wie viele Selbstständige, Künstler oder andere Berufsgruppen in dieser Zeit. Auch meine Kinder sind zum Glück erwachsen und ich habe nicht das Problem sie parallel noch bespaßen oder Hausaufgaben durchgehen zu müssen, Streit zu schlichten.
Ich habe große Hochachtung für die Kolleg*innen, die dies zeitgleich erledigen müssen, inklusive Termindruck und allem was dazugehört. Dass mein Arbeitgeber, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) die Freistellung auf 10 Tage für die betroffenen Familien ausdehnt,  finde ich einen guten und wichtigen Schritt, um den Druck rauszunehmen und Kolleg*innen, da wo möglich, zu entlasten.

Blick in die Zukunft

Die spannende und nicht konfliktfreie Frage wird nun sein, wie der Arbeitsalltag nach dem Ende der Coronakrise angesichts der technischen und digitalen Veränderungen aussehen kann. Unklar ist für mich aktuell, wie die zukünftigen Rahmenbedingungen, von Vertrauensarbeit im Home Office aussehen werden. Ich denke diese Zeiten werden das Mobile Arbeiten beschleunigen und umso wichtiger wird es sein, eine Dienstvereinbarung zu formulieren, welche die neuen Gegebenheiten thematisiert.

P.S.  Auch nach vier Wochen im Home Office ist der  „Stapel zu lesen“  nicht kleiner geworden.  Und wieder bin ich einer Illusion beraubt.