23.08.2018
Zentrum

„Wir brauchen ein modernes Milchhäuschen“. Die „Baumelbank“ in Eifa bringt Menschen zusammen

17. Juli 2018
Hatzfeld-Eifa,17. Juli 2018. Wenn eine scheinbar zu hoch geratene Holzbank den Chef der Hessischen Staatskanzlei, die Pröpstin für Nord-Nassau, den Landrat und noch viele andere Menschen interessiert, dann muss schon etwas Besonderes dahinterstecken. Tatsächlich ist die bunt bemalte „Baumelbank“ Dreh- und Angelpunkt eines Dorfprojekts, das in Eifa immer mehr Menschen jeden Alters zusammenbringt, wovon sich Axel Wintermeyer, Pfarrerin Annegret Puttkammer und Dr. Reinhard Kubat  überzeugen konnten.

Die hohe Bank, auf der auch Erwachsene die Beine baumeln lassen können, wird in Eifa einmal monatlich samstags als mobiler Treffpunkt in verschiedene Höfe des 300-Seelen-Orts versetzt. Anfangs seien nur sieben bis zehn Einwohner dabei gewesen, mittlerweile kämen 30 bis 40, erläuterte Manuela Vollmann, die Initiatorin des Projekts. „Jeder bringt eine Kleinigkeit zu essen oder zu trinken mit, so dass sich der Aufwand für alle in Grenzen hält“, berichtete sie den Besuchern. Und wieso eine „Baumelbank“? „Eifa war tot, wir haben uns nur noch auf dem Friedhof getroffen. Wir brauchten ein modernes Milchhäuschen“, antwortete sie mit Blick auf das kommunikative Zentrum des Ortes in früheren Zeiten.
Dabei hat sich Manuela Vollmann von einen Impuls des Projekts „DorfMOOC“ inspirieren lassen, einem digitalen Bildungsprojekt mit dem Ziel, in ländlichen Regionen vor Ort bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen. Gunter Böhmer als Bildungsexperte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat das Projekt „DorfMOOC – ein Online-Kurs macht vor Ort mobil“ gemeinsam mit Pfarrerin Annegret Zander von der Fachstelle „Zweite Lebenshälfte“ der Evangelischen Kirche in Kurhessen-Waldeck (EKKW) vor zwei Jahren ins Leben gerufen.
Die auf den ersten Blick etwas sperrige Buchstabenkombination MOOC steht dabei für „Massive Open Online Course“, was nichts anderes bedeutet als einen Intensivkurs via Internet. Dabei tauschen sich Initiativen online aus, werden Filme gemeinsam vor dem Bildschirm besprochen und Aufgaben zum Weiterdenken per Datenleitung diskutiert. Lange Reisewege entfallen. Wo der Rechner steht oder das Handy in der Hand gehalten wird, ist bei dem digitalen Marktplatz im Online-Zeitalter egal.
 „Das Leben miteinander gestalten, sich gegenseitig stärken und füreinander da sein – das waren und sind die Stärken der Dörfer und der kleinen Orte“, machte Pröpstin Annegret Puttkammer vor mehreren Dutzend Gästen in ihrer Begrüßung bewusst: „Man kennt sich, man hilft sich und man kann sich aufeinander verlassen.“ Man benötige Begegnungsorte wie früher die Dorfkneipe, die Dorflinde oder die Dorfkirche, damit solche Stärken erhalten bleiben könnten. „Heute braucht es Ergänzungen, analoge wie die Baumelbank in den Hofreiten und digitale wie den DorfMOOC.“
Das kleine Eifa leiste Beispielhaftes in Bezug auf das Umgehen mit den Herausforderungen durch den demografischen Wandel, wie Landrat Dr. Reinhard Kubat schon vorher betont hatte. Die Baumelbank habe Vorbildcharakter und zeige, wie man aktiv das Thema Zunkunft anpacken könne.
Dieser Meinung ist auch Staatsminister Axel Wintermeyer, der Demografie-Beauftragte der Hessischen Landesregierung: Das Projekt „DorfMOOC“ für den aktuellen Hessischen Demografie-Preis nominiert und steht schon als einer von sechs Finalisten fest, wie Wintermeyer beim Besuch im Rahmen seiner Sommerreise bekanntgab, als er die „Baumelbank“ auf dem Hof der Familie Haffner begutachtete und ausprobierte. Wintermeyer attestierte dem „DorfMOOC“-Projekt einen „Vorbildcharakter“, bei dem sich zahlreiche Menschen zu jeder Tageszeit per Smartphone, Tablet oder PC über die Entwicklungen in ihrem Heimatort austauschen können. Es trage dazu bei, den ländlichen Raum zu stärken. Die Dorfgemeinschaft und der Zusammenhalt der Bevölkerung könnten „entscheidend gefestigt werden“, sagte er. „Ich freue mich, dass ich mir auf meiner Sommerreise nun ein eigenes Bild von dem Online-Kurs machen kann“, erklärte der Staatsminister. Die Preisverleihung werde am 6. September 2018 in der Staatskanzlei in Wiesbaden stattfinden, sagte er. Klaus Kordesch, Ev. Öffentlichkeitsarbeit