Perspektiefe 60, September 2023

Jeder Quadratmeter zählt für Hummel, Igel und Amsel!

TIPPS: Praktische Tipps für eine biodiversitätsfördernde Gestaltung kirchlicher Grundstücke:

von: Redaktion perspektiefe


Es gibt viele Möglichkeiten, Kirchengrund­stücke biodiversitätsfördernd zu gestalten und gleichzeitig an den Klimawandel anzupassen. Die Prinzipien der naturnahen Garten­ge­staltung sind dabei handlungsleitend. Einheimi­sche Pflanzen wie Frühblüher, Kräuter, Sträucher und Bäume können je nach Standort in Hinblick auf ihren Wert für Insekten, Kleinsäuger und Vögel ausgewählt werden. Giftfreiheit ist wichtig. Wegen der zunehmenden Hitzetage ist die Trocken­resis­tenz der Pflanzen zu beachten. Rasenflächen sollten reduziert werden zugunsten von mehr „Wil­den Ecken“. Der Einsatz von Torf oder chemi­schen Mitteln ist kritisch zu hinterfragen.

Kleine Wasserflächen oder regelmäßig gereinigte Wasserschalen werden von Igeln, Vögeln und Insekten gerne angenommen. Hecken, Stein- und Komposthaufen, stehenbleibende Pflanzen­stän­gel, Brennnesselinseln, Insektenhotels, Nistkästen für Vögel etc. schaffen verschiedene Refugien auf dem Gelände. Bei Kindertagesstätten können der Anbau von Gemüse und Obst gut umweltpäda­gogisch genutzt werden.

Auch Kirchen können für bestimmte Vogel- und Fledermausarten ein sehr wertvolles Zuhause werden. Spezialisierte tierische Untermieter nis­ten gerne in Kirchtürmen oder unter Kirch­dä­chern. Das NABU-Programm „Lebensraum Kirchturm“ gibt viele praktische Informationen zur Beherbung von Schleiereulen, Turmfalken, Kleinem Mausohr etc. Vor Kirchenrenovierungen muss immer geprüft werden, ob sich eine Rote-Liste-Art angesiedelt hat. Bautätigkeiten dürfen dann erst nach der Jungenaufzucht erfolgen.
Bei kirchlichen Gebäuden ist die Verhinderung von Vogelschlag und Lichtverschmutzung wichtig. Fassaden- und Dachbegrünung dienen nicht bloß der Tierwelt, sondern ebenso der Kühlung der Gebäude. Wo möglich ist die Anlage von Regen­wassertanks zu empfehlen. Statt voll versiegelter Parkplatzflächen und Wege sind Gittersteine we­gen Infiltration und Verdunstung besser.

Ein weiteres Beteiligungsfeld ist die Förderung der Biodiversität auf Kirchenland. Hier bietet sich eine Kooperation mit Landwirten, Umwelt­ver­bän­den, Jägern oder Imkern an, um gemeinsam geeignete Flächen und Maßnahmen zu identifizieren. Typisch ist z. B. die Anlage von Blühflächen. Kleine Kir­chen­landflächen können für Gemeinschafts­gärten genutzt werden.

Die Erfahrung zeigt, dass Umweltverbände gerne Kirchengemeinden beraten. Teilweise unterstützen kommunale Bauhöfe oder Landwirte bei schweren Arbeiten mit ihren Maschinen. Kirchliche Biodiversitätsprojekte sind gut mit Kindern und ihren Eltern oder Jugendlichen umzusetzen. Herz, Hand und Verstand werden angesprochen. 


Artenvielfalt erhalten

Fördermöglichkeiten für Einrichtungen der Ev. Kirche in Hessen und Nassau
Die Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten ist eine der essenziellen Lebensgrundlagen des Menschen. In den vergangenen Jahren sank die Biodiversität weltweit und auch in Deutschland sehr stark. Viele Arten sind vom Aussterben bedroht. Um einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt auf kircheneigenen Grund­stücken zu leisten, stellt das Zentrum Gesellschaftliche Ver­antwortung im Jahr 2023 wieder Fördermittel bereit. Bis zum 31.10.2023 können noch Fördermittel beantragt werden.

Und so geht es
Besprechen Sie mit Dr. Maren Heincke vom Zentrum Gesell­schaftliche Verantwortung Ihre Ideen oder mailen Sie ihr eine Kurzskizze mit dem Vorhaben und warten eine Bestätigung ab.
Telefon: 06131 2874447, E-Mail: m.heincke(at)zgv.info


Förderfähige Maßnahmen

Gefördert werden können beispielsweise die Anlage von Blumenwiesen, Nistkästen, Fledermauskästen, Insektenhotels oder Markierungen gegen Vogelschlag an großen Glasscheiben, aber auch die Anpflanzung von vogel- oder insektenfreundlichen Sträuchern, Stauden und Kräutern oder Projekte aus dem Bereich „Lebensraum Kirchturm“.

Zwei Beispiele aus den vergangenen Jahren:

St. Johannesgemeinde Fischbach
30 Konfis und Teamer beteiligten sich am Aufbau einer 20 Quadratmeter großen Bienenweide im Gemeinde­garten der St. Johannesgemeinde in Fischbach. Der trockene Boden musste aufgelockert und ca. 2 Tonnen Sand ins Erdreich eingearbeitet werden, bevor der Blumensamen ausgestreut und die Stauden gepflanzt werden konnten.

Ev. Christuskirchengemeinde Heppenheim
Mit Unterstützung des Biodiversitätsförderprogramms des ZGV gestaltete die Ev. Christus­kirchengemeinde in Heppenheim ihren Garten insekten- und vogelfreundicher. Zwei Nistkästen wurden an geeigneten Standorten aufgehängt, ein Insektenhotel wartet auf Gäste und zwei kleine Stauden vor dem Pfarrhaus sollen in Zukunft Bienen anziehen.