Perspektiefe 62, April 2024

Jugendaustausch­projekt mit dem Bistum Västerås in Schweden

INTERVIEW mit Nina Maskus und Alina Werum, beide Mitglieder der Ev. Jugend Hessen und Nassau (EJHN), sowie Diana Schäfer, Gemeindepädagogin der Ev. Kirche in Hessen und Nassau.


Wie kam der Kontakt zustande?

Der Kontakt entstand durch die angestrebte Partnerschaft der Ev. Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und dem Bistum Västerås. Die EJHN wurde angefragt, ob Jugend­liche/junge Erwachsene an dem Besuch in Darm­stadt teilnehmen und über die Arbeit der EJHN berichten können. Und die Idee eines deutsch-schwedischen Austausches war geboren. Darauf­hin wurden wir nach Schweden eingeladen zu einem Konfi-Wochenende. Kontakt haben wir momentan zu verschiedenen Hauptamtlichen, die vor Ort und im Bistum arbeiten.

Was ist das Ziel eures Austauschs? Was reizt euch daran?

Wir möchten uns auch international vernetzen, um andere Menschen und Kulturen kennenzulernen. Zu sehen, wie in anderen Kulturen Glaube gelebt wird und wie Christentum – in diesem Fall in Schwe­den – aussieht, ist sehr spannend. Der Austausch ist eine schöne Möglichkeit, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und neue Ideen zu bekommen. Von gegenseitigen Stärken können wir lernen, uns damit weiterentwickeln und gegenseitig in der Jugendarbeit unterstützen. Außerdem möchten wir in unseren jeweiligen Jugendverbänden ein Europagefühl stärken. Die Gemeinsamkeiten der beiden Länder spielen da­bei natürlich eine wichtige Rolle, aber auch die Unterschiede sind sehr bereichernd.

„Die aktuelle politische Lage ist für uns als Jugendliche eher be­-drohlich und der Blick in die Zukunft wirkt nicht mehr so unbe­schwert, wie er viel­leicht noch bei ein oder zwei Generationen vor uns war.“
V.l.n.r.: Nina Maskus, Alina Werum und Diana Schäfer

Fotos: Andreas Lange, privat

Gibt es Themen, die euch gemeinsam beschäftigen?

LGBTQIA+ ist sowohl bei der Evangelischen Jugend in Västerås als auch hier in der EJHN ein wichti­ges Thema, mit dem wir uns gerne be­schäftigen.
Uns geht es darum, Jugendliche in ihrer Iden­tität wahrzunehmen und zu bestärken. Gegen die leider vielen Orte der Diskriminierung wollen wir ein Safe Space sein. Wir möchten Jugend­lichen einen Raum geben, sich auszuprobieren und sich zu entfalten. Zum Beispiel ist der Trans-Blessing-Day, der in Schweden veranstaltet wird, so ein Ort. Wir können vom schwedischen Bistum noch einiges lernen, wie queere Jugendarbeit in Kirche gestaltet und gelingen kann.

Darüber hinaus spielt nicht nur eine Rolle, mit welchen Themen man Jugendliche erreicht, sondern auch wie digitale Aktionen funktionieren können, wie sich Digitalität in Jugendarbeit einbinden lässt, über welche Kanäle man Jugendliche erreicht. Beispielweise Instagram wird als Medium häufig genutzt.

Im Hinblick auf die Entwicklungen in den letzten Jahren, ist selbstverständlich auch demokratisches Handeln und Denken ein Thema sowie die politische Bildung. Die aktuelle politische Lage ist für uns als Jugendliche eher bedrohlich und der Blick in die Zukunft wirkt nicht mehr so unbeschwert, wie er vielleicht noch bei ein oder zwei Generationen vor uns war. Deshalb fühlt es sich gut an, sich mit anderen Jugendlichen zu vernetzen und über unsere Anliegen zu diskutieren, Erfahrungswerte auszutauschen, mit neuen Ideen und Inspiration nach Hause zu kommen.

Gibt es gemeinsame Vorhaben?

Man könnte sagen wir sind noch in der Kennen­lernphase und finden gerade heraus, wo es in unserer Beziehung hingehen soll. Ideen für die Zu­kunft gibt es schon einige, z. B. die Einladung zu einer Vollversammlung der Ev. Jugend in Hessen und Nassau oder zu einem großen Event wie dem Jugendkirchentag (JKT).

Wie findet ihr es, dass in diesem Jahr bereits 16-Jährige an der Europawahl teilnehmen können?

Wir von der Evangelischen Jugend begrüßen das Wahlalter ab 16. Wir setzen uns schon lange für Beteiligung und Gleichberechtigung ein. Wir müssen noch viele Jahre mit den Konsequenzen der aktuellen Politik leben und möchten mit­bestimmen.