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Foto: claudettethebat – AdobeStock
Perspektiefe 63, September 2024

Ständig mobil? Von der Lust des Sonntags

THEOLOGISCHE GEDANKEN: „Ich bin dann mal weg“ – so hieß Hape Kerkelings Bestseller, in dem er seine Erfahrungen auf dem Jakobsweg schildert. „Ich bin dann mal weg“ hat mich angeregt darüber nachzudenken, wohin ich weg bin. Zu Terminen im Land oder in der Stadt.

von: Pfarrer Dr. Hubert Meisinger, Referat Umwelt & Digitale Welt, h.meisinger@zgv.info


Mir ist ein altes, aus heutiger Perspek­tive etwas sexistisches Lied in den Sinn gekommen: Ivan Rebroff‘s „Mit der Troika in die große Stadt“ – die „Pferdchen laufen wie der Wind“ dorthin – und es möge ihm (und mir, der es hier zitiert) verziehen werden –, „wo die schönen Mädchen sind“. An späterer Stelle heißt es dann „Und das Herz, es springt und lacht, weil das so viel Freude macht. Wenn die Räder schnell sich dreh‘n und die Mähnen weh‘n“ (youtube.com/watch?v=jXBdQmvuUHg). Die pure Lust am Fah­ren erklingt bei dieser Musik, reißt mich beim Zuhören mit in die Bewegung, in die Freude. Leidenschaft, Mobilität und Erlebnis gehören hier unmittelbar zusammen. Freiheit gelingt unmittelbar „auf dem Weg“, nicht erst an des­sen Ziel. Mein Seelsorge-Ausbilder im Theolo­gischen Seminar Herborn, Prof. Hartmann, hat da­mals, Mitte der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts, ein Buch geschrieben: „Freude am Fah­ren“. Er wollte der zu dieser Zeit allgegenwärtigen Kritik an den unbegrenzten Möglichkeiten der Mobilität in Deutschland etwas erwidern, zeigen, wie Mobilität auch Freude machen kann. Und darf.

Damit sind wir mitten im Jetzt angekommen. Wieder stellt sich die Frage, ob wir alles, was unsere Mobilität ermöglichen würde, machen dürfen. „Über den Wolken muss die Freiheit wohl gren­zenlos sein“, dichtet Reinhard Mey, „alle Ängste, alle Sorgen bleiben darunter verborgen“. Auf Wolke 7, im siebten Himmel lässt es sich unbeschwert leben. Der Ausdruck siebter Himmel stammt wohl von Aristoteles. Das siebente Ge­wölbe, das Empyreum, der siebte Himmel, ist nach ihm jener Bereich, der die Welt mit all ihren Planeten, Sternen, Monden und Sonnen gegen das Nichts abschließt. Manchmal wird es so überliefert: Das Altertum kannte sieben Himmels­sphären – sieben Himmel genannt. Hinter dem letzten sichtbaren Planeten Saturn, dem Hüter der Schwelle, endete die materielle Welt, und es kam nur noch die unsichtbare geistige Welt, die Welt der Fantasie, Wünsche und Träume. Wer möchte angesichts der multiplen Krisen, die unsere Neu­zeit prägen, nicht dorthin flie(g)hen?

„Der Zustand unseres Planeten erträgt kein Greenwashing mehr. Kipppunkte rücken näher, die das Klima auf der Erde bleibend verändern werden. Mit unvorhersehbaren Folgen für das Leben in Nord und Süd, in Ost und West.“
Dr. Hubert Meisinger

Ich schaffe es nicht, über den Wolken zu bleiben. Sehnsucht danach wachhalten, ja. Aber darüber den Sinn für die Realität verlieren, nein. Die Rea­li­tät sieht düster aus. Auf dem Weg zu mehr Kli­ma­schutz ist die Mobilität ein Ausreißer. Dem Ver­kehrs­minister will es nicht gelingen, sein Sek­to­ren­ziel zu erfüllen. Der öffentliche Personennahverkehr wird nicht ausreichend gestärkt, auf dem Land müsste sich viel mehr bewegen. Die „Schiene“ kommt nicht voran, Pünktlichkeit und Verspä­tun­gen liegen im Wettstreit. Marode Infrastruktur müsste erneuert werden. Das Geld, das in den Bau neuer Autostraßen gesteckt wird, fehlt für andere Aufgaben. Das ist erkannt worden im Ver­kehrsministerium. Doch gleichzeitig wurden in einer Überarbeitung des bundesdeutschen Klima­schutzgesetzes die Sektorenziele abgeschwächt, indem sie miteinander verrechnet werden können. Schönfärberei, „Greenwashing“. Meist wird dieser Begriff als negative Kennzeichnung verwendet. Meines Erachtens trägt er den Charakter eines Kriteriums: Am Umgang mit „Greenwashing“ ist abzulesen, wie ernst es Politik, Gesellschaft, Wirt­schaft und Kirche mit Klimaschutz und Nachhal­tig­keit meinen. Natur- wie Geisteswissen­schaft­ler*innen sind sich einig: Der Zustand unseres Planeten erträgt kein Greenwashing mehr. Kipp­punkte rücken näher, die das Klima auf der Erde bleibend verändern werden. Mit unvorhersehba­ren Folgen für das Leben in Nord und Süd, in Ost und West. Die Marsmission, von vielen Staaten unserer Welt geplant, mag viel zu spät erst Men­schen dahin bringen, wovon schon in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts geträumt wurde: „Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enter­prise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung 5 Jahre unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat“ (fernsehserien.de/raumschiff-enterprise). 2200 – um überhaupt dahin zu kommen, müssen wir es schaffen, das 1,5-Grad-Limit von Paris einzuhalten. Das wir in Deutschland schon gerissen haben. Sind wir nicht vielmehr „Major Tom“, der sich einen Scherz erlaubt und grenzen- und ziellos davonschwebt (youtube.com/watch?v=KQRaj1vcnrs)? Mobilität weiter ohne Grenzen? „Ärzte“ ja, ohne Grenzen. Auch für unseren kranken Planeten. Nicht aber unsere Mobilität – sie braucht Grenzen. Von der Politik vorgegebene oder von Teilen der Gesell­schaft sich selbst auferlegte Grenzen. Es war ein mutiger, ein konsequen­­ter Schritt einer zurück­liegenden EKD-Synode, ein Tempolimit auf Auto­bahnen von 100 km/h und auf Landstraßen von 80 km/h zu nennen. Kurz war die Aufregung da­rüber in und außerhalb „Kir­chens“, danach sind alle wieder den alten Pfadabhängig­keiten gefolgt. Immer schneller, immer weiter. Die durchschnittliche Motor­leistung neu zugelassener Personen­kraft­wagen in Deutschland von 2005 bis 2021 kennt grundsätzlich nur eine Richtung: nach oben – von 2021 abgesehen, da ging es um wenige PS nach unten (de.statista.com/statistik/daten/studie/249880/umfrage/ps-zahl-verkaufter-neuwagen-in-deutschland/). Ob das eine Trend­wende ist, wage ich zu bezweifeln. Gerade der E-Mobilität fehlen die Normalbürger*innen-taug­lichen Fahrzeuge. Nicht nur ein US-Autobauer prahlt mit horrenden PS-Zahlen um die Gunst der Käufer*innen seiner PS-Boliden.

Full-Stop. So geht es nicht weiter. Schneller, höher, weiter muss ein Ende haben. Change by design oder change by desaster? Zu wenig ambitioniertes Design führt immer noch zum Desaster. Wohin wollen wir noch gelangen?

Wie gut, dass es den Sonntag oder den Sab­bat gibt. Da hat dieses Schneller, Höher, Weiter ein Ende. Im Idealfall blickt man an diesem Tag auf das Vorhergehende zurück und stellt sich auf das Kommende ein. Und genießt den Augenblick. Nicht faustisch als Vorbote des Todes (Faust: Eine Tragödie – Kapitel 7, Studierzimmer), sondern biblisch als Ausruhen und mit sich selbst ins Reine kommen. In Zukunft vielleicht wieder an auto-freien Sonntagen, so es neue Sektorziele in der Mobilität erfordern? Prima Idee von Minister Wissing. Bruce Low konnte augenzwinkernd singen: „Am SIEBTEN Tage ruhte der liebe Gott sich aus. Auf einer kleinen Bank vor seinem gold‘nen Haus“ (songtexte.com/songtext/bruce-low/das-kartenspiel-4bc25fa6.html / youtube.com/watch?v=lfOhnk5xhW8).

Mut zur Entschleunigung ist das, was mir der Sonntag, der Sabbat ins Gewissen schreibt, Lust am Sonntag: „Hei, lass all Dein Rennen und Lau­fen um die Siegerkrone sein. Du bist schon längst am Ziel.“ Du BIST. Du BIST DU. Ungeachtet aller Anstrengungen sind wir schon längst Gottes geliebte Geschöpfe. Und mit dieser Liebe gesegnet können wir uns auf den Weg machen, die Welt ge­rechter zu gestalten. Schöpfungsgemäßer. Klimafreundlicher. Als Einzelne, als kleine und große Gemeinschaft. Als Gemeinde oder Nach­bar­schaftsraum „durch das Meer der Zeit“ (EG 604). In der Hoffnung, dass Gott bei Gottes Schöp­fung bleiben wird. Sie erhält und trägt. Gegen alle Schreckensszenarien unserer Zeit. Ja, der „Countdown läuft“.


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