Was ist eine „gute Kirchenverwaltung“?
AUS DER PRAXIS: Jede Organisation des öffentlichen und kirchlichen Lebens braucht eine „gute Administration“, ohne die wesentliche Kernaufgaben nicht geleistet werden können. Eine „gute Kirchenverwaltung“ ist vor allem ein „guter Dienstleister“ für Kirchengemeinden, Kirchenmitglieder und kirchliche Körperschaften.
von: Dr. Lars Esterhaus, Leiter der Kirchenverwaltung der Ev. Kirche in Hessen und Nassau
Dieser dienende Charakter der Verwaltung zeigt sich nicht nur in effizienten Unterstützungsinstrumenten, sondern vor allem auch in Haltung und Kultur: Arbeiten wir nachvollziehbar und transparent, agil und anpassungsfähig, medienbruchfrei und digital, serviceorientiert und dienstleistend? Und können wir zugleich leistungsfähig sein und zugleich mit weniger Ressourcen auskommen?
Die Verwaltung der EKHN wird in ihrer derzeitigen Struktur den Anforderungen an eine moderne, dienstleistende und gute Verwaltung nicht mehr gerecht: Zehn rechtsfähige und rechtlich selbstständige Regionalverwaltungen und eine zentrale Kirchenverwaltung in Darmstadt bilden einen Apparat, der bei sinkenden Mitgliederzahlen und deutlicher Reduktion der Körperschaften viel zu groß ist. Die Verwaltungsorganisation ist aufwändig und schlicht zu teuer. Eine Neuorganisation ist daher unvermeidlich.
Unklar geregelte Verantwortlichkeiten und erhebliche Doppelbefassungen mindern Servicequalität und Effizienz der Verwaltung. Die Haupt- und Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden nehmen Verwaltung oft als erschwerend und nicht als ermöglichend wahr. Auch Mitarbeitende machen geltend, dass sie strukturell überfordert werden, und wünschen sich eine bessere Arbeitsorganisation. Die EKHN hat sehr gut qualifizierte und hochengagierte Mitarbeitende. Sie werden gebraucht, um den Transformationsprozess gut zu begleiten, und sollen auch künftig gute Dienstleister sein.
„Eine gute Verwaltung stellt die Bedarfe vor Ort, die Bedarfe des Nachbarschaftsraums in das Zentrum ihres Handelns.“
Dr. Lars Esterhaus
Die Kirchenleitung hat der Kirchensynode Eckpunkte einer künftigen Verwaltungsstruktur vorgeschlagen. Zentraler Ansatz: Eine gute Verwaltung stellt die Bedarfe vor Ort, die Bedarfe des Nachbarschaftsraums in das Zentrum ihres Handelns. Dazu sollen Autonomie und Eigenverantwortung der Nachbarschaftsräume deutlich gestärkt werden. Auch wollen wir künftig medienbruchfrei, papierlos und digital arbeiten. Zugleich benötigt die künftige Verwaltung erheblich weniger Ressourcen und spart jährlich 12 Mio. € ein.
Die Kirchenleitung wird die Einführung der Funktion Verwaltungsleitung in den Nachbarschaftsräumen und in den Dekanaten vorschlagen. Jeder Nachbarschaftsraum kann dann – gesamtkirchlich finanziert – über eine hauptberufliche Verwaltungsleitung verfügen, die Haupt- und Ehrenamtliche entlasten wird. In einigen Regionen wird das derzeit mit viel Herzblut und gutem Erfolg erprobt.
Zugleich wird die Einführung von zwei fachlich spezialisierten Dienstleistungszentren vorgeschlagen. Anstelle von zehn Regionalverwaltungen sollen die Dienstleistungszentren der gebündelten Wahrnehmung von Verwaltungsaufgaben dienen. Die gesamte kirchliche Verwaltung soll sich künftig auf die Nachbarschaftsräume ausrichten. Die verbleibenden überregionalen Aufgaben in Kirchenverwaltung und Regionalverwaltungen sollen in einer gemeinsamen Verwaltung zusammengeführt werden, um das notwendige Mehr an Steuerbarkeit, Standardisierung und Digitalisierung umsetzen zu können. Das kann eine wesentliche Transformation der Kirchenverwaltung bedeuten!
Begleiten Sie den Prozess gerne neugierig und kritisch unter:
https://ekhn.de/themen/kirchenverwaltung/infos/ekhn2030-weiterentwicklung-der-verwaltungsstrukturen
