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Pfarrer Dr. Ralf Stroh, Referat Wirtschaft & Finanzpolitik, ZGV; Foto: ZGV
Perspektiefe 40, September 2016

„Lass mal die Kirche im Dorf“, Theologische Perspektiven auf das Leben im Kleinen

SOZIALETHISCHER IMPULS: Bereits vor über einhundert Jahren nahm sich die Zeitschrift „Die Dorfkirche“ (1907 – 1941) der Frage an, wie die Effekte von Industrialisierung und Modernisierung auf das Zusammenleben im ländlichen Raum theologisch zu bewerten und kirchlich mitzugestalten seien. Überlegungen der Theologen Herder und Schleiermacher aufgreifend, inspiriert durch die Diskussionen im Umfeld der Jugendstilbewegung und der Lebensphilosophie dokumentiert diese Zeitschrift vor allem in ihren ersten Jahrgängen eine wache Reflexionskultur jenseits jeglicher Verklärung vergangener Zeiten dörflichen Zusammenhalts.


von Pfarrer Dr. Ralf Stroh, Referat Wirtschaft & Finanzpolitik, ZGV

Der nationalsozialistischen Vereinnahmung der Themenfelder Heimat, Brauchtum und Tradition gegenüber vermochte die Zeitschrift jedoch nicht wirklich entgegenzutreten – auch wenn eine ihrer prägenden Gestalten 1933 eine klare Abrechnung mit der Position der Deutschen Christen veröffentlichte. Der Schwerpunkt verlagerte sich bis zum Ende der Zeitschrift allein auf Predigtmeditationen, Unterrichtshilfen und seelsorgerliche Fragen.
Nach dem zweiten Weltkrieg mündete die Wiederaufnahme der Frage nach der besonderen Rolle der Kirche auf dem Lande in dem Arbeitsausschuss „Dienst auf dem Lande“ der EKD (ADL).
Bis heute bleibt jedoch die bereits bei Gründung der Zeitschrift „Die Dorfkirche“ bestehende Frage offen, wie ein angemessenes Verständnis des Zusammenlebens im ländlichen Raum jenseits unkritischer Verklärung aus theologischer Perspektive zu gewinnen ist.
Ein Grundproblem hierbei ist vor allem, dass sich die scheinbar so klare Gegenüberstellung von Stadt und Land bzw. Dorf umso mehr auflöst, je genauer man hinsieht. Hier helfen schlichte Zahlenangaben als Kriterium nicht wirklich weiter. Ob man die Zahl von 5000 Einwohnern als Obergrenze für eine Landgemeinde bzw. Dorf nimmt (oder für eine engere Fassung 2000 Einwohner), sagt noch nichts darüber aus, wie das Zusammenleben dieser Menschen tatsächlich erlebt wird. Wodurch wird ein Ort als Dorf erlebt und wodurch als „Kaff“? Und auch eine Stadt steht vor der Alternative, als Stadt erlebt zu werden oder als Dorf – oder eben auch als „Kaff“.
Ähnliches gilt für die Orientierung an bestimmten Eigenschaften der infrastrukturellen Ausstattung, des Mangels an bestimmten Möglichkeiten (medizinische Versorgung, Bäcker, Metzger, Bus- oder Bahnanbindung) oder des Vorhandenseins von anderen Optionen (größere und günstigere Wohnungen, Grundstücke und Gärten, persönlicheres Wohnumfeld, Wohnen inmitten der Natur). Es gibt relativ kleine Orte, die in diesem Sinne über eine gute Infrastruktur verfügen und auch über jene weiteren Optionen, und daneben gibt es Städte, in denen in beiderlei Hinsicht Mangel herrscht. Gemeinsame Erfahrung stärken

Für eine angemessene theologische Theorie des Zusammenlebens im ländlichen Raum ist daher zwar die Berücksichtigung des verfügbaren statistischen Materials (Einwohnerzahlen, Daten zu Infrastruktur und sonstigen äußeren Gegebenheiten) erforderlich, aber entscheidend ist die Frage nach der Erlebnisqualität eines bestimmten Zusammenlebens. Diese Frage lässt sich nicht von außen beantworten, sondern nur durch teilnehmende Erfahrung.
Mit dieser Einsicht ist aber auch sofort klar, dass sich hier für die theologische Arbeit kein neues Feld auftut, sondern sie im wahrsten Sinne des Wortes nach Hause kommt. Schleiermacher, dessen Theologie für das Konzept der Zeitschrift „Die Dorfkirche“ Inspiration gewesen war, sah das Zentrum der pfarramtlichen Tätigkeit darin, die „Circulation des religiösen Bewußtseins“ an einem Ort zu organisieren, wobei für ihn das religiöse Bewusstsein nicht in klerikaler Engführung zu verstehen ist, sondern die Weite des ganzen Lebens umfasst. Die Pfarrerin oder der Pfarrer belehren ihre Gemeinde nach Schleiermacher nicht über das Leben, sondern lehren sie, sich selbständig und in eigener Verantwortung der Weite ihrer Lebenserfahrungen zu stellen und sie unverkürzt – also nicht nur unter ökonomischen Gesichtspunkten – zu betrachten und miteinander zu teilen.
Noch einen Schritt zurück in der Theologiegeschichte war für Luther klar, dass nur die Erfahrung allein einen Theologen macht (sola experientia facit theologum). Theologie wertet keine Statistiken aus, sondern Erfahrungen. Auch für Luther ist die Grundaufgabe theologischer Arbeit nicht Belehrung, sondern Teilnahme an und Bearbeitung gemeinsamer Erfahrung. Theologie und Kirche können für Luther nur dann hilfreich und segensreich wirken, wenn sie nicht außerhalb der Welt, sondern inmitten der Welt stehen und in ihr mitwirken.
Und sowohl Schleiermacher als auch Luther stehen in dieser erfahrungsbasierten theologischen Konzeption in der Tradition Jesu, auf den letztlich alle theologische Besinnung rückverweist. Auch die Lebenspraxis Jesu hatte ihr Zentrum darin, dass er am Leben der Menschen teilnahm, mit ihnen aß und trank, mit ihnen redete, ihnen zuhörte und zu ihnen sprach – in Jerusalem, aber auch in den Dörfern ringsherum. Und nirgendwo wird von ihm der Eindruck erweckt, als müssten die Menschen in den Dörfern sich an den Städtern in Jerusalem ein Beispiel nehmen oder umgekehrt.

Eine Theologie des Dorfes oder der ländlichen Region kann vor diesem Hintergrund keine von außen herangetragene Theologie für das Dorf oder die Region sein, sondern nur die theologische Reflexion gemeinsamer Praxis im Dorf und in der Region. Von daher sind die in diesem Heft vorgetragenen Beispiele beste Grundlage theologischer Besinnung, die die Ambivalenzen dörflichen Lebens weder verklärt, noch sie an einem ihnen äußerlichen – und seinerseits verklärten – Verständnis städtischen Lebens misst. Man muss nur die Kirche im Dorf lassen.
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