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Gabenzaum mit Spenden für Bedürftige und Obdachlose. (Foto: Tobias Seeliger, AdobeStock)
Perspektiefe 52, Dezember 2020

Wider das Schönreden – sozialkritische Prophetie im Alten Testament

THEOLOGISCHE BETRACHTUNG: Gesellschaftliche Widersprüche müssen offengelegt und dürfen nicht schöngeredet werden – Gewinner und Verlierer solcher Entwicklungen müssen klar benannt werden – vor den fatalen Folgen dürfen die Augen nicht verschlossen werden: So lässt sich knapp zusam­men­fassen, welche Bedeutung die sozialkritische Prophetie des Alten Testaments für unsere gegenwärtige Situation haben kann.

von: Prof. i.R. Dr. Rainer Kessler, Universität Marburg
„Was die Prophetie kritisiert, ist, dass die Reichen sich auf Kosten der Armen bereichern. Die Reichen sind reich, weil die Armen arm sind.“ Prof. i.R. Dr. Rainer Kessler In einer scharfen Analyse zeigt der Prophet Ezechiel (Hesekiel) im 6. Jh. v. Chr. die Wider­sprüche in der Gesellschaft seiner Heimat Juda auf und benennt die verantwortlichen Ak­teure (Ez 22,23–31). Die Könige bereichern sich an ihrer Bevölkerung und machen durch Kriege zahlreiche Frauen zu Witwen; staatliche Würdenträger sind korrupt, darauf aus, „ihren Schnitt zu machen“; die reichen Grundbesitzer plündern den ärmeren Teil der Bevölkerung aus und unterdrücken die grundbesitzlosen Fremden im Land widerrechtlich. Und die Propheten „haben ihnen Tünche darüber gestrichen“; sie haben Friede verkündigt, wo doch kein Friede war, wie es bei Ezechiel an anderer Stelle (13,10) und bei seinem älteren Zeitgenossen Jeremia (6,14) heißt.Was wäre demgegenüber die Aufgabe der Prophetie? Indem wir diese Frage beantworten, zeigen wir zugleich auf, welchen Beitrag die sozialkritische Prophetie des Alten Testaments für die uns heute bewegende Frage nach den Wider­sprüchen in unserer Gesellschaft und nach ihrer Zukunft zu leisten vermag.

Sagen, was Sache ist

Die Polemik eines Ezechiel und Jeremia steht in einer damals schon rund 200 Jahre alten Tradition. Der erste und einer der schärfsten sozialkritischen Propheten ist Amos, der im 8. Jahrhundert im Nord­­reich Israel wirkt. Den Luxus der reichen Oberschicht, ihre edlen Paläste und aufwändigen Festlichkeiten, ob religiöse Feiern oder weltliche Gelage, geißelt er scharf (Am 3,9–12; 4,1–3; 5,21–27; 6,1–8). Dabei geht es allerdings nicht um Kritik am Reichtum als solchen. Kritisiert wird, dass dieser Reichtum nicht aus eigener Arbeit entspringt, sondern auf Kosten der Armen erworben wurde. Dass man sich bei kultischen Feiern auf Ge­wändern ausbreitet und Wein trinkt, ist nicht verwerflich, wohl aber, dass diese Gewänder den Armen gepfändet wurden und der Wein aus Ab­gaben stammt, die ihnen auferlegt worden waren (Am 2,6). Die Gelage der samarischen Oberschicht werden nach der An­klage des Propheten aus der Unterdrückung der Geringen und Armen finanziert (4,1–3). Ein paar Jahrzehnte später geht Jesaja in Juda die Ältesten und staatlichen Würdenträger an und beschuldigt sie, „den Weinberg abge­weidet“ und das, was sie den Elenden geraubt haben, in ihren Häusern als Schätze aufgehäuft zu haben (Jes 3,14). Noch einmal: Die biblische Prophetie vertritt kein Armuts- und Verzichtsideal. Das Amosbuch endet mit der Vision einer arbeitenden bäuerlichen Bevölkerung, die, von keinen auswärtigen Feinden und von keiner inneren Oberschicht bedroht, reiche Ernten einfährt und die Früchte ihrer Arbeit genießt (Am 9,13–15). Was die Prophetie kritisiert, ist, dass die Reichen sich auf Kosten der Armen bereichern. Die Reichen sind reich, weil die Armen arm sind, und die Armen sind arm, weil die Reichen reich sind. Darin liegt das Problem damals, und darin liegt es heute. Der gründlichste und offiziellste Armutsbericht ist nichts wert, wenn ihm kein Reichtumsbericht an der Seite steht und vor allem der Zusammenhang zwischen dem Reichtum der Reichen und der Armut der Armen nicht aufgezeigt wird.

Ross und Reiter nennen

Die von den Propheten (und Prophetinnen, die es gab, von denen wir aber keine namentlichen Texte haben) angegriffenen Mächtigen und Reichen waren sich keiner Schuld bewusst. Der jüngere Zeitgenosse von Amos, Hosea, legt der israelitischen Oberschicht folgende Worte in den Mund: „Gewiss, reich bin ich geworden, habe ein Vermögen für mich gefunden. Doch an allem, was ich erarbeitet habe, werden sie keine Schuld von mir finden, keine Sünde“ (Hos 12,9). Dieses gute Gewissen bestreiten die Propheten. Dabei nennen sie Ross und Reiter: den König und seinen Hof, die Beamten und Ältesten, die Großgrundbesitzer und Geldverleiher. Ihnen steht die Masse der Be­völkerung gegenüber. Oft werden soziale Typen angeführt: der Arme, der noch etwas Besitz hat, aber sich vor Schulden nicht retten kann; der Ge­ringe und Elende, auch schon körperlich ausgezehrt; die immer prekären Witwen und Waisen; der Fremde, der keinen eigenen Grundbesitz und kein eigenes Recht hat. Wir gebrauchen als Metaphern für den Zu­stand einer solchen Gesellschaft das Bild von der Spaltung, der Kluft oder dem Riss, der durch die Gesellschaft geht. Im Hebräischen gibt es dafür das Bild des Bruchs oder Zerbrechens. Wörtlich meint es den Bruch eines Beins oder das Zer­brechen eines Gefäßes. Übertragen geht es um das Auseinanderbrechen der Gesellschaft. Was den Widerspruch der Prophetie hervorruft, ist das Leugnen und Nicht-Beachten dieser Spaltung. Jeremia wirft den Ideologen seiner Zeit, den Priestern und Propheten, vor, sie hätten das Aus­einanderbrechen „meines Volkes“ „nur scheinbar“ geheilt, indem sie „Schalom! Schalom!“ riefen, wo in Wahrheit doch kein Schalom ist (Jer 6,14). Und Amos greift die Angehörigen der israelitischen Oberschicht dafür an, dass sie sich „um das Zerbrechen Josefs (als Name für Israel) nicht kümmern“ (Am 6,6). Solches Leugnen und solche Ignoranz sind es, die die Zukunft des Volkes gefährden.

Gefährdete Zukunft

Propheten und Prophetinnen sind Wahr-Sager insofern, als sie die Wahrheit über die gesellschaftlichen Missstände heraussagen. Wenn sie neben diesen Anklagen in der Regel auch Aussagen über die Zukunft machen, dann entspringen diese keinen übernatürlichen Einsichten und keinem Geheimwissen. Was die Propheten für die Zukunft erwarten, leitet sich direkt aus den gegenwärtigen Zuständen her. Daraus ergibt sich die für prophetische Worte typische Struktur: „weil (ihr euch so und so verhaltet) – deshalb (wird euch dieses Geschick ereilen).“ Damals wie heute verhält es sich so, dass gesellschaftliche Zerrissenheit durch hinzu kommende äußere Krisen noch verschärft wird. Für solche Krisen steht in biblischen Texten oft die Trias „Schwert, Hunger und Seuche“ (Jer 14,12 u. ö.). Wir wissen, dass kriegerische Auseinander­setzungen und Hungersnöte immer zu Lasten der schwächeren Teile einer Bevölkerung gehen, während die Wohlhabenden in der Regel besser da­von kommen. Bei der Corona-Pandemie erleben wir das jetzt mitten in unserer Gesellschaft. Die Prophetinnen und Propheten der Bibel drohen die künftige Katastrophe als göttliches Strafgericht an. Zugleich gehen sie davon aus, dass Gott die Katastrophe nicht will. Der Prophet Ezechiel legt Gott selbst die Worte in den Mund: „Nein, mir liegt nichts am Tod derer, die dem Tod verfallen sind … Kehrt um und lebt!“ (Ez 18,32). Warum kommt dann die Katastrophe trotzdem? In Kap. 4–6 des Jeremiabuches weist der Prophet auf, wie die judäische Gesellschaft seiner Zeit von Bosheit, Ungerechtigkeit, Lüge und Hass durchsetzt ist. Zugleich verschließt sie die Augen davor, indem, wie oben zitiert, die Propheten „Schalom! Schalom!“ rufen, wo gar kein Friede ist (Jer 6,14). Dieser Zustand kann einen Grad erreichen, an dem nichts mehr zu retten ist. Jeremia gebraucht dazu ein starkes Bild. Er vergleicht sein prophetisches Wirken im Namen Gottes mit dem Prozess der Silbergewinnung, bei dem das edle Silber vom unbrauchbaren Gestein getrennt wird, und stellt resigniert fest: „die Bösen lassen sich nicht ausscheiden“ (Jer 6,29). Eine Gesellschaft, die von Lüge, Hass und Bosheit vollständig beherrscht wird, hat keine Zukunft. In der Tat sind die dama­ligen Staaten Israel und Juda untergegangen. Die prophetischen Texte aber wurden nach der Katastrophe weiter überliefert. Sie dienen allen Nachgeborenen zur Warnung, vergleichbaren Entwicklungen gegenzusteuern, bevor es zu spät ist.
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