Perspektiefe 60, September 2023

Thema: Umwelt und Mensch (60/2023)

Der Mensch ist nicht „Krone der Schöpfung“!

Die „Bewahrung der Schöpfung“ gehört zur DNA christlicher Weltverantwortung. Sie ist getragen von dem biblischen Gedanken der Ehrfurcht vor den Mitgeschöpfen und der damit verbundenen ethischen Maxime der Naturwürde. Auch das kirchliche  Engagement für mehr Biodiversität und nachhaltigen Bodenschutz sind darin begründet. Denn mit dem Gedanken der Mitgeschöpf­lichkeit geht nicht nur ein Wechsel von einer menschenzentrierten zu einer beziehungszentrierten Per­spektive einher, sondern auch ein grundlegen­der Haltungswechsel zugunsten eines achtsamen und nachhaltigen Umgangs mit bzw. Ver­hal­tens gegenüber den belebten und unbelebten Schöp­fungsgaben Gottes. Schon der von weisheitlichem Denken geprägte, biblische Autor Kohlet schreibt sich in die Menschheitsgeschichte mit dem Satz ein: »Der Mensch hat nichts voraus vor dem Vieh« (Koh 3,19). Allerdings sind mit dem Gedanken der Mitge­schöpf­lichkeit diskutierbare Fragen verbunden: Wie ist die Mensch-Tier-Beziehung genau zu beschreiben? Was bedeutete es, wenn die unbelebte Natur den Status eines „Rechtssubjektes“ erhalten würde oder wie gelingt ein gutes Han­deln, wenn man nicht nur beim Reden stehen bleiben will, gerade mit Blick auf Biodiversität und Bodenschutz? Diese Per­spek­tiefe versucht hier einige Punkte anzusprechen.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.

Ihr Christian Schwindt



Netze des Lebens

EINFÜHRUNG: Umweltschutz bezieht sich auf alle untereinander vernetzte Lebensgrundlagen. Die Umweltdiskurse der vergangenen Jahrzehnte waren jedoch dominiert vom Thema anthropogen induzierter Klimawandel. Die bedrohliche Dimension der Biodiversitätsverluste gewann erst spät öffentliche Aufmerksamkeit. Die langfristig verheerenden Folgen der weltweiten Bodendegradierung werden nach wie vor stark ignoriert. Link



„Planetary Health“ im Anthropozän

HINTERGRUND: Schutz von Gesundheit und Wohlergehen für Men­schen, Tiere und Ökosysteme: Menschen teilen ihr verletzliches Leben mit allem anderen Leben auf der Erde – ein riesiges, hochkomplexes Netzwerk aus Lebewesen und lebendigen Beziehungen. Im Zeitalter des Anthro­pozäns bekommt dieses tragende Netz zunehmend Lücken und verliert an Stabilität und Schwingungs­fähigkeit. Aufgrund komplexer Wechsel­wirkungen zwischen geschädigten Öko­systemen können... Link



Die Veränderung der Arten­vielfalt in Deutschland

HINTERGRUND: Mit dem zunehmenden Wissen über den Rückgang von Tier-, Pflanzen- und Pilzarten auf regionaler und globaler Ebene, der ab den 1960er-Jahren in ersten globalen Roten Listen dokumentiert wurde, und den vermehrten Hinweisen aus der Wissenschaft auf die Bedeutung der Arten und Ökosysteme als Lebensgrundlage des Menschen, fand die Erkenntnis über die Gefährdung der biologischen Vielfalt – mithin die Biodiversitätskrise – weltweit und damit auch in... Link



Jeder Quadratmeter zählt für Hummel, Igel und Amsel!

TIPPS: Praktische Tipps für eine biodiversitätsfördernde Gestaltung kirchlicher Grundstücke: Es gibt viele Möglichkeiten, Kirchengrund­stücke biodiversitätsfördernd zu gestalten und gleichzeitig an den Klimawandel anzupassen. Die Prinzipien der naturnahen Garten­ge­staltung sind dabei handlungsleitend. Einheimi­sche Pflanzen wie Frühblüher, Kräuter, Sträucher und Bäume können je nach Standort in Hinblick auf ihren Wert für Insekten, Kleinsäuger und Vögel... Link



Bodengesundheit ist überlebensnotwendig

NACHGEFRAGT: Perspektiefe befragte Dr. Ilka Engell, wissenschaftliche Geschäftsführerin der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft. – „A nation that destroys its soils destroys itself“, sagte bereits Franklin D. Roosevelt (1882–1945). Dennoch ist die Bodenzerstörung ein Phänomen, das von der Gesellschaft weiterhin kaum wahrgenommen wird, aber stetig voran­schrei­tet. Für den Bodenschutz sind Jahre, selbst Generationen nicht ausreichend, um den Folgen... Link



Gegen weitere Versiegelung von landwirtschaftlichen Vorrangflächen

BEISPIEL: Evangelisches Dekanat Wetterau will wertvolle Ackerflächen erhalten: Mit Bodengottesdiensten und -aktionstagen engagiert sich das Evangelische Dekanat Wetterau schon seit 2007, um über die Bedeutung der besonders wertvollen Ackerböden in der Wetterau und deren Schutz aufzuklären. Link



Rechte für die Natur? Impulse für eine ökozentrische Ethik

UMWELTETHISCHE BETRACHTUNG: Die Vorstellung, nicht-menschlichen Lebe­wesen oder der Natur insgesamt ein­klagbare Rechte einzuräumen, erscheint schwer vorstellbar. So hat der frühere EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber in seiner Rechts­ethik betont, dass das Konzept der „Rechte“ im Blick auf menschliche Personen entwickelt wurde und es unklar bleibt, inwiefern Naturgegenstände als „Rechtssubjekte anerkannt werden sollen“ … Link



Ziviler Ungehorsam: umkämpfte Idee und Praxis

HINTERGRUND: „Ziviler Ungehorsam“ als Bezeichnung regelüber­schre­i­ten­der Protestformen bleibt umkämpft: Einigen gilt er als moralische „Erpressung“ der Mehrheit durch eine Minderheit, anderen als „Streben nach kosmetischen Korrekturen innerhalb des bestehenden Systems“. Schließlich gibt es die von Robin Celicantes (2014) vertretene Sicht, dass Demokratiedefizite durch Kampagnen zivilen Ungehorsams sichtbar gemacht und überwunden werden können und dabei... Link



Ziviler Ungehorsam kann als politisches Warnzeichen produktiv und legitim sein

INTERVIEW: Drei Fragen an Rupert von Plottnitz, Rechtsanwalt und ehemaliger hessischer Justizminister. Link



Wie weit darf Protest gehen? Ein Blick auf die aktuellen Proteste der Klimabewegung

JURISTISCHE EINORDNUNG: Vor allem im Kontext der Klimabewegung wurde in den letzten Monaten viel über zivilen Ungehorsam debattiert, denn seit Anfang 2022 machen die Aktivist*innen der Letzten Generation mit Blockaden auf wichtigen Straßen in ganz Deutschland auf die Klimakrise aufmerksam. Mittlerweile nutzen sie auch weitere Formen des Protests, um an Politiker*innen im Hinblick auf Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimagerechtigkeit zu appellieren. Link



„Viel Tapferkeit und Aufopferung, aber fast nirgends Civilcourage“ – Ziviler Ungehorsam und Zivilcourage aus theologischer Perspektive

THEOLOGISCHE BETRACHTUNG: „Wir haben in diesen Jahren viel Tapferkeit und Aufopferung, aber fast nirgends Civilcourage gefunden, auch bei uns selbst nicht“ (Bonhoeffer 1998, 24). So Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) in seinem bemerkenswerten Essay „Nach zehn Jahren“, den er zur Jahreswende 1942/43 als eine Art persönlichen Rechenschaftsbericht nach zehn Jahren in der politischen Verschwörung für sich und seine Mitver­schwörer verfasste. Doch was ist... Link



Fachkräfte dringend gesucht

HINTERGRUND: Kinder brauchen Erzieherinnen und Lehrer. Pflegebedürftige Menschen sind auf Unterstützung durch Pflegekräfte und medizinisches Personal angewiesen. Die Installation von Solaranlagen oder Wärmepumpen muss von fachkundigen Handwerkern durchgeführt werden. Die App für das E-Rezept wird von IT-Expertinnen entwickelt. Beispiele, die zeigen, dass unsere Gesellschaft jetzt und in der Zukunft viele fähige Hände und kluge Köpfe braucht, um die... Link



Gute Bedingungen in der Aus­bildung und im betrieblichen Alltag gegen Fachkräftemangel

AUS DER PRAXIS: Der Fachkräftemangel in Deutschland ist mittlerweile ein strukturelles Problem, das nahezu jede Branche betrifft. Dies gilt insbesondere auch für die Pflegebranche. Die in Darmstadt ansässige Gesellschaft für diakonische Einrichtungen (GfdE) betreibt als diakonischer Träger 13 Altenzentren, Altenwohn- und Pflegeheime sowie 12 ambulante Pflegedienste in Hessen und Nassau. Die Geschäftsführerinnen zeigen, wie das Unternehmen dieser... Link



Ausbildung ist das Rückgrat des Handwerks

NACHGEFRAGT: Drei Fragen an Bernhard Mundschenk, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerks­kammern, Wiesbaden, www.handwerk-hessen.de Link



Wie begegnen wir Fachkräftemangel?

SOZIALETHISCHE GEDANKEN: Die Unternehmen in Deutschland stehen vor einem großen Problem. Sie suchen händeringend nach qualifizierten Fachkräften. Und auch Politik und Verbändevertreter suchen nach Lösungen. Könnte ein Blick auf christliche Glaubenserfahrungen zur Lösung beitragen? Link